Laktoseintoleranz
- 08. Aug 2013
- Allergien und Unverträglichkeiten
Ursache der Laktoseintoleranz (=Milchzuckerunverträglichkeit) ist die verminderte oder fehlende Aktivität des milchzuckerspaltenden Enzyms Laktase in der Dünndarmschleimhaut. In der Folge ist die Verwertung von Milchzucker (Laktose) gestört. Milchzucker ist in Milch und Milchprodukten enthalten. Aber auch in anderen Lebensmitteln kann er enthalten sein.
In Deutschland haben ca. 15-20% der Bevölkerung eine Laktoseintoleranz, weltweit sind es sogar etwa 75% der Menschen. Während der Stillzeit können beinahe alle Menschen Laktose verdauen und vertragen daher die laktosereiche Muttermilch. Nach dem Abstillen entwickelte sich diese Fähigkeit ursprünglich zurück, eine sogenannte primäre Laktoseintoleranz (=häufigste Form der Laktoseintoleranz) entstand. In den meisten Ländern ist dies heute noch so. In Gesellschaften mit Menschen, deren Vorfahren in der Steinzeit begannen Milch zu konsumieren, hat sich jedoch eine genetische Veränderung durchgesetzt. Diese hat die Bildung von Laktase und damit das Vertragen von Laktose zur Folge. Aus diesem Grund können die meisten Nordeuropäer heute auch im Erwachsenenalter noch Milchzucker verdauen.
Es gibt verschiedene Arten der Laktoseintoleranz:
- Primärer Mangel: Natürliche Form der Laktoseintoleranz, Verträglichkeit von Laktose bildet sich nach der Säuglingszeit zurück; weltweit häufigste Form
- Sekundärer Mangel: Verminderung der Laktasebildung als Folgeerscheinung einer an-deren Darmerkrankung (z.B. Zöliakie, Morbus Crohn, nach Magen- oder Darmoperationen, nach Gabe von Antibiotika und Zytostatika)
- Angeborener Laktasemangel: Genetischer Defekt, der Laktasebildung verhindert, wässrige Durchfälle bereits nach dem ersten Stillen; sehr seltene Form
Beschwerden
Individuell unterschiedlich kann es zu den im Folgenden aufgeführten Beschwerden kommen:
- Blähungen
- Bauchkrämpfe
- Durchfälle
- Völlegefühl
- Übelkeit
Der Schweregrad ist von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich. Entscheidend hierbei ist, ob das Milchzucker spaltende Enzym völlig fehlt, oder ob noch eine Restfunktion vorhanden ist.
Diagnose
Um eine Laktoseintoleranz auf einfache Art erkennen zu können, sollten Sie Ihr Essverhalten überprüfen. Treten Bauchbeschwerden häufig nach dem Konsum von Milchprodukten auf? Fühlen Sie sich besser, wenn Sie keien Milchprodukte verzehren?
Besteht die Vermutung, dass eine Laktoseintoleranz vorliegt, kann die Diagnose durch einen Wasserstoff-Atemtest bei einem Gastroenterologen gesichert werden. Hierbei wird der Wasserstoffgehalt der Atemluft vor und nach dem Trinken einer laktsoehaltigen Lösung gemessen. Diese Abbaugase können Aufschluss über die Laktoseintoleranz geben.
Therapie
Die Behandlung der Laktoseintoleranz besteht aus einer laktosefreien, bzw. bei milder Ausprägung, aus einer laktosearmen Ernährung.
Tipps zur laktosefreien/laktosearmen Ernährung
- Verzicht auf herkömmliche Milch- und Milchprodukte
- Viele laktosefreie Produkte gibt es mittlerweile im Handel zu kaufen (z.B. laktosefreie Kuhmilch, Joghurts, Käse etc.)
- Soja-, Reis-, oder Kokosmilch können eine Alternative sein
- Zutatenverzeichnisse aller Lebensmittel aufmerksam lesen: Sind Laktose, Milchzu-cker, Molkenerzeugnis, Sahne o. ä. enthalten, sollte das Produkt gemieden werden
- Bei Brot-, und Backwaren den Bäcker fragen, ob Milch oder Butter verarbeitet wurde
- Brot gegebenenfalls selber backen
- Bei Schnittkäse gilt: je härter der Käse ist, desto weniger Milchzucker ist enthalten
- Produkte aus Ziegen-, Schafs-, oder Stutenmilch enthalten ebenfalls Milchzucker und stellen somit keine Alternative dar
- In unverarbeitetem Fleisch oder Fisch ist kein Milchzucker enthalten
- Frisches Obst, Gemüse, Kartoffeln und Getreide enthalten ebenfalls keinen Milchzucker
- In Wurst kann Milchzucker enthalten sein, auf die Packung schauen bzw. den Metzger fragen
- In Fertiggerichten kann Milchzucker als Träger von Aromen vorhanden sein
Laktosegehalt einiger Lebensmittel:
Lebensmittel | Gramm Laktose/100g |
Frischmilch, H-Milch | 4,8 - 5,0 |
Dickmilch | 3,7 - 5,3 |
Frucht-Dickmilch | 3,2 - 4,4 |
Joghurt | 3,7 - 5,6 |
Joghurtzubereitungen | 3,5 - 6,0 |
Kefir | 3,5 - 6,0 |
Buttermilch | 3,5 - 4,0 |
Sahne, Rahm (süß, sauer) | 2,8 - 3,6 |
Crème fraiche, Crème double | 2,0 - 4,5 |
Kaffeesahne (10-15% Fett) | 3,8 - 4,0 |
Kondensmilch (4-10% Fett) | 9,3 - 12,5 |
Butter | 0,6 - 0,7 |
Butterschmalz | 0 |
Milchpulver | 38,0 - 51,5 |
Molke, Molkegetränke | 2,0 - 5,2 |
Desserts, Fertigprodukte wie Pudding, Milchreis | 3,3 - 6,3 |
Eiscreme | 5,1 - 6,9 |
Sahneeis | 1,9 |
Magerquark | 4,1 |
Rahm- u. Doppelrahmfrischkäse | 3,4 - 4,0 |
Quark (10 - 70% Fett i.Tr.) | 2,0 - 3,8 |
Schichtkäse (10-50% Fett i.Tr.) | 2,9 - 3,8 |
Hüttenkäse | 2,6 |
Frischkäsezubereitungen (10-70% Fett i.Tr.) | 2,0 - 3,8 |
Schmelzkäse (10-70% Fett i.Tr.) | 2,8 - 6,3 |
Kochkäse (0-45% Fett i. Tr.) | 3,2 - 3,9 |
Hart-, Schnitt- und Weichkäse | laktosefrei bzw. geringe Mengen |
Was können Sie sonst noch tun?
- Eine gesunde und sinnvoll zusammengesetzte Ernährung ist für jeden Menschen besonders wichtig.
- Berücksichtigen Sie die Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (vgl. 10 Regeln DGE).
- Um eine ausreichende Calciumzufuhr zu gewährleisten, trinken Sie calciumreiches Mineralwasser (mind. 200 mg/Liter), verwenden Sie laktosefreie Milchprodukte oder mit Calcium angereicherte Pflanzenmilch.
- Verzehren Sie Gemüsesorten, die viel Calcium enthalten (z.B. Broccoli, Grünkohl).
- Lebensmittel mit geringen Laktosemengen werden häufig vertragen (unter 3 g), Beschwerden treten meist erst bei Laktosemengen über 10 g auf.
- Sauermilchprodukte (Joghurt, Dickmilch, Kefir etc.) werden trotz großer Laktosemen-gen häufig gut vertragen, sie enthalten Milchsäurebakterien, die den Milchzucker im Produkt abbauen und somit die Menge des enthaltenen Milchzuckers verringern.
- Auch viele Käsesorten (Hart-, Schnitt-, und Weichkäse) werden vertragen, da der Milchzucker durch die Fermentation größtenteils abgebaut wird.
Sonstiges
In Medikamenten, Zahncremes oder Mundwasser kann ebenfalls Laktose enthalten sein. Bitte kontrollieren Sie die Packungsbeilagen auf mögliche Inhaltstoffe!
Enzympräparate
Entstehen möglicherweise Situationen, in denen Sie es nicht vermeiden oder ausschließen können, laktosehaltige Lebensmittel zu verzehren, können Sie in diesen Situationen eine Laktase-Tablette einnehmen. Diese Kapseln enthalten das Milchzucker spaltende Enzym Laktase. Die Kapseln erhalten Sie z.B. in Apotheken. Die einzunehmende Menge variiert je nach Laktosegehalt im Lebensmittel, beachten Sie dazu den Beipackzettel.
Ersatzlebensmittel für laktosehaltige Lebensmittel
Für laktose- bzw. milchhaltige Lebensmittel gibt es zahlreiche „Ersatzlebensmittel“.
Achten Sie immer auf die Zutatenliste der Lebensmittel. Ist in der Inhaltsangabe Laktose, Milchzucker, Milchpulver, Vollmilchpulver, Magermilchpulver, Molke oder Molkeerzeugnisse vermerkt, sollten Sie diese Lebensmittel meiden. Milcheiweiß und Milchsäure hingegen enthalten keine Laktose und können somit ohne Bedenken konsumiert werden.
Am sichersten ist eine Ernährungsweise, bei der Sie alle Speisen aus frischen Lebensmitteln selbst zubereiten!